Johanna Herrmann SPIELWIESEN

Johanna Herrmann ist die diesjährige Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises. Neben einer finanziellen Förderung umfasst die Auszeichnung auch wieder eine eigene Ausstellung in unserem Haus. Am 22. Oktober wurde der Preis feierlich im Rahmen einer Vernissage an die Künstlerin überreicht und die Ausstellung mit dem Titel „SPIELWIESEN“ eröffnet.

 

Johanna Herrmann arbeitet sowohl plastisch als auch malerisch. Der Übergang zwischen diesen beiden Gattungen ist ihrem Werk fließend. Ausgehen vom Material bringt sie dieses aus ihrem ursprünglichen Sinnzusammenhang in neue Kontexte. Der Werkprozess zeichnet sich dabei durch die spielerisch-experimentelle Vorgehensweise aus. Sie selbst sagt dazu: „Die Landschaft dient mir bei meinen malerisch/zeichnerischen und prozesshaft angelegten Projekten als Ausgangspunkt. Ich nutze die Formen und Farben der Landschaft, um sie zeichnerisch oder abstrakt malerisch umzusetzen oder bediene mich Naturprozessen, wie dem Wind oder der Sonneneinstrahlung für experimentelle Auseinandersetzungen.“

  

Die Künstlerin ist besonders an Prozessen, Bewegung, Veränderung und der Auseinandersetzung mit der sie umgebenden Landschaft interessiert. Herrmann entwickelt Versuchsanordnungen, setzt Prozesse in Gang und gibt diese schließlich aus ihrer Hand. Durch diesen bewussten Kontrollverlust überlässt sie die erwähnten Versuchsanordnungen einem Naturprozesse oder schlichtweg dem Zufall. Das Ergebnis bleibt somit vorerst offen.

Diese Vorgehensweise wird auch in der Ausstellung sichtbar, in der sie u. a. den Wind auf einer Leinwand als schaffendes Element wirken lässt. Konzeptuell und zugleich spielerisch erprobt sie mit einem gebauten Holzgestell, an Fäden befestigten Malutensilien und rundherum platzierten Ventilatoren den unkontrollierbaren wie auch zufälligen Effekt der verschiedenen Windstöße. 

Text: Karl Mühlbach

 

Johanna Herrmann: „chain reaction (yellow, yellow)“, Foto: Karl Mühlbach ©2022 Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e. V.
 
SPIELWIESEN von Johanna Herrmann kann im Zeitraum vom 25.10.2022 bis zum 23.12.2022, dienstags bis samstags jeweils von 11 bis 17 Uhr in der Galerie des Caspar-David-Friedrich-Zentrums besucht werden. Immer mittwochs ab 14 Uhr findet eine 20-minütige Impulsführung (CDFZ_kontemporär) durch die Ausstellung statt. Die Vernissage zur Ausstellung fand am 22.10.2022 um 18 Uhr im Caspar-David-Friedrich-Zentrum statt. 
 
 

Andre van Uehm - Fotografie

Klare Linien, farbliche Reduktion & Symbole des Kreislaufs von Werden, Sein & Vergehen in den Landschaftsfotografien von Andre van Uehm

Andre van Uehm: Quercus robur, 2019, i. O. 175 x 130 cm ©2022 Andre van Uehm

 

Egal ob Ivenacker Eichen, schier endlos wirkende Felder, einsame Schaukeln oder steinige Strände – Andre van Uehm fokussiert sich in seinen fotografischen Werken vor allem auf das Festhalten der Schönheit einer vom Menschen umgestalteten Landschaft in Mecklenburg.

 

Den Blick für‘s Detail hat der in Gotha geborene und in Mecklenburg lebende Künstler bereits in seinem ersten Beruf als studierter Landschaftsarchitekt geschärft. In seinem künstlerischen Schaffen inszeniert er flüchtige Zustände als grafische Kompositionen mit Symbolgehalt.

 

In Form von Fotografien setzt sich van Uehm vielschichtig mit der Landschaft seiner Wahlheimat Mecklenburg auseinander. Zyklen wie Nachhalt, Birken, Wege übers Land, Die Kraniche sind anderswo und Play/Stop/Rewind zeigen Bildmotive losgelöst von ihrer jeweiligen Umgebung. Teils auf den ersten Blick auf monochrome Farbigkeit reduziert, wirken die Aufnahmen klar, filigran und bisweilen streng. In anderen fotografischen Serien befasst sich van Uehm vor allem mit dem Spiel von Horizont- und Landschaftslinien. Hier tritt die Reduktion des Räumlichen auf grafische Elemente im zweidimensionalen Bildraum in den Vordergrund. Die Ansichten zeigen nicht nur vom Menschen gestaltete Landschaften, sondern auch sensibel komponierte Bilder.

 

Van Uehms Fotografien eint eine gewisse grafische Strenge, von der gleichermaßen Ruhe und Melancholie ausgehen. Im Œuvre Andre van Uehms finden sich Motive, die (nicht nur) Kennern der Romantik vertraut erscheinen. Motive der Einsamkeit, der Vergänglichkeit, aber auch des ewigen Kreislaufs aus Werden, Sein und Vergehen - wie etwa bewusst vereinzelte knorrige, alte Eichen. Besonders Letztere standen in der Epoche der Romantik symbolisch für die Ewigkeit und für den damit verbundenen immer fortdauernden Kreislauf von Leben, Tod und Auferstehung. Wie es schon Künstler der Romantik in Gemälden und Zeichnungen taten, hält van Uehm im Zyklus Nachhalt Eichen mit ihren erhabenen Erscheinungen fest. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um zeichnerische Chiffren der Baumart, sondern um konkrete Einzelexemplare, die der Fotokünstler stellvertretend porträtiert.

 

Seine Arbeitsprozesse sind teils langwierig und zeugen von Geduld und Sorgfalt. Egal, ob es sich dabei um Arbeitsabläufe der digitalen Postproduktion handelt, mit deren Hilfe die Freistellung geschieht, oder ob van Uehm sich genau plant, bei welchem Wetter, welcher Witterung und welchen Lichtverhältnissen er ein zuvor „im Vorbeifahren“ entdecktes Motiv fotografisch festhalten, ja inszenieren wird.

 

Die Landschaft um uns herum ist schon längst weitestgehend nicht mehr Natur-, sondern Kulturlandschaft: von uns Menschen gestaltet, um uns Menschen zu nutzen und das häufig zu Lasten der Umwelt. In diesem Bewusstsein geht es dem Künstler jedoch nicht darum, negative Eingriffe in die Natur oder gar eine ökologische Katastrophe abzubilden, sondern viel mehr darum, die eigentümliche Schönheit der von Menschenhand gestalteten Landschaften zu bewahren. Dieser differenzierte Blick auf die mecklenburgische Landschaft, den Einfluss des Menschen und die nahezu unerschütterliche Schönheit der Natur zeichnet den Künstler und seine Werke aus.

Text: Karl Mühlbach, Bearbeitung: Caroline Barth

 

 

Claudia Heinicke - Der verlorene Blick

Ausstellungsdauer: 09. April - 26. Juni 2022

 

In ihren konzeptionell angelegten, ungegenständlichen, oft auf Farbe, Linie und Rhythmus reduzierten Malereien und Grafiken setzt sich die Greifswalder Künstlerin Claudia Heinicke mit Erinnerungen und Eindrücken der (Stadt-)Landschaft auseinander. Wie auch Caspar David Friedrich lässt sie sich von den weiten Himmeln der Region inspirieren und schreibt die sie umgebende Natur- und Kulturlandschaft ihren Bildern ein.

 

Die Ausstellung ist vom 09. April bis 26. Juni 2022 in den Räumen des Caspar-David-Friedrich-Zentrums zu sehen. Jeden Mittwoch von 14-14:30 Uhr findet eine Kurzführung mit der Leiterin des Zentrums, Caroline Barth, statt. Um Voranmeldung (auch kurzfristig) wird gebeten.

 

Dauer: ca. 30 Min.

 

Kosten: Eintritt zzgl. 3 Euro Führungsgebühr.*

 

*Für Studierende des CDFI Greifswald und Mitglieder der Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e.V. ist die Veranstaltung kostenfrei.

 

Ausstellung „Claudia Heinicke – Der verlorene Blick“ © 2022 Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e. V. Foto: Karl Mühlbach, Ausstellungswerke „Un-Endlich # 9“, „Un-Endlich # 10“, „Un-Endlich # 11“, „Un-Endlich # 12“: Claudia Heinicke

Ulrich Fischer - Was ist der Fall?

Ausstellungsdauer: 22. Januar - 26. März 2022

Finissage: 26. März 2022 um 15 Uhr

 

Ulrich Fischer ist der Gewinner des Caspar-David-Friedrich-Preises 2020. Er überzeugte die Jury durch seine intensive und gleichsam hoch sensible künstlerische Auseinandersetzung mit Natur- und Kunstprozessen.

 

In der Ausstellung “Was ist der Fall?” geht er mit künstlerischen Mitteln Abläufen und Phänomenen in der Natur auf den Grund, etwa wie man einen Bach porträtieren kann, wie Gletscher zeichnen und was man nach einem Sturm an Stränden findet. Durch das Setzen von Rahmenbedingungen, durch Auswahl und Verdichtung lässt der Künstler Werke entstehen, die eine ganz eigene, subtile Ästhetik entfalten und dazu anregen, die Welt um einen herum mit ganz frischen Augen zu betrachten und sie neu zu entdecken. Laut Ulrich Fischer ist “Veränderung eine unendliche Abfolge von Stillständen”, die er in seinen Werken einzufangen versucht.

 

 

© 2022 Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e. V.