Preisträger und Preisträgerinnen
Ida Raselli
Bei der Bewerbung um den Caspar-DavidFriedrich-Preis im Jubiläumsjahr 2024, fiel die Wahl der Jury am 7. Oktober 2023 auf die Studentin Ida Raselli (*1986) von der Königlich Dänischen Akademie der Künste Kopenhagen (KADK). Sie setzte sich gegen 17 weitere BewerberInnen durch und wurde schließlich in einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen von der Jury zur CDF-Preisträgerin 2024 ernannt.
Josephine Steinfurth, Vorsitzende der neunköpfigen Jury, begründet die Entscheidung für die dänische Künstlerin wie folgt: „Ida Raselli überzeugt mit ihrer Sensibilität fürs Detail und durch das Verwenden von Naturmaterialien, die zu einem multisensorischen, hochsinnlichen und poetischen Erleben führen. Eine tiefe Naturverbundenheit spiegelt sich im gesamten Schaffensprozess wider, was sie stark mit Friedrich in Einklang bringt. Wie er wandert sie und beobachtet die Natur genau. Landschaften entstehen, farblich zurückhaltend und natürlich, auf ganzen Wänden, indem sie eine Vielzahl kleiner, meist fragiler Objekte auf der Wandfläche arrangiert. Dabei spielen vor allem zarte Keramiken und Naturmaterialien eine Rolle. Die Erden, aus dem jener Ton gefertigt wurde, hat die Künstlerin eigenhändig auf ihren Wanderungen gesammelt, wie auch alle anderen Objekte, die sie verwendet. Ida Raselli erzeugt mit einem einzigartigen Gespür für den Raum Ordnung im Wilden und im Chaos. Manchmal erinnern die Anordnungen an Kletterwände. Durch die Arbeiten in situ kommt den jeweiligen Ausstellungsräumen eine besondere Bedeutung zu. Wir freuen uns auf die Transformation der Caspar-David-Friedrich-Galerie im Oktober 2024 durch Ida Raselli!“
Ida Raselli lebt und arbeitet in Kopenhagen. Eine Übersicht über Ausstellungen und Projekte der Künstlerin finden Sie auf ihrer Website sowie auf Instagram.
Save the Date: Vernissage & Preisverleihung am 26.10.2024 um 14:00 Uhr
Ida Raselli im Kunstmuseum Horsens, Foto: Mads Dalegaard 2024
Isabell Alexandra Meldner
Die Studentin Isabell Alexandra Meldner von der Hochschule für Bildende Künste Dresden setzte sich gegen 29 weitere BewerberInnen durch und wurde von der Jury zur CDF-Preisträgerin 2023 ernannt.
1995 in Berlin geboren, arbeitet die Künstlerin zwischen Prag, Dresden sowie Berlin und kombiniert in ihrer künstlerischen Tätigkeit unterschiedliche Medien und Arbeiten zu Installationen. Zeit und Vergänglichkeit werden als Materialien genutzt und zeitlich basierte Erfahrungen durch räumliche Installationen geschaffen. Weitere Informationen zur Künstlerin sowie einen Eindruck in ihr künstlerisches Schaffen finden Sie auf der Website: isabellalexandra.com und auf Instagram: @isabellalexandra.m.
Josephine Steinfurth, Vorsitzende der Jury, resümiert die entscheidenden Beweggründe der Jury für die Verleihung des Caspar-David-Friedrich-Preises 2023 an Isabell Alexandra Meldner:
„Die Arbeiten von Frau Meldner überzeugten durch ihre konsequente Durchführung, ihre poetisch-romantische Anmutung und Reflexion. Isabell Alexandra Meldner arbeitet mit den Zwischentönen der Farben, sie spielt auf sensible Weise mit Licht und Schatten, geht feinfühlig auf Raum und Umwelt ein und erzeugt Spannung durch natürliches Licht. Die Künstlerin knüpft motivisch bei Friedrich an, tut dies aber auf eine aktuelle Weise, indem sie die Sehnsucht zur Natur medienübergreifend und vielschichtig betrachtet. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch verschiedene, mögliche Perspektiven in der Betrachtung aus, so dass sich scheinbar neue Räume eröffnen. Dieses Transluzide macht ihr Schaffen aus: Der Blick durch das Fenster, das Schauen des Abend- und Morgenhimmels, der Blick aus dem Fenster als Blick in das Innere und in die Welt. So werden Anblicke geschaffen, die etwas Doppeldeutiges haben, in denen das Spannungsvolle liegt.“
Johanna Herrmann
Studentin der Bildenden Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2022
Johanna Herrmann setzte sich gegen insgesamt 50 Mitbewerber*innen aus allen drei zugelassenen Institutionen in Kopenhagen, Dresden und Greifswald durch.
In ihren künstlerischen Arbeiten stellt Johanna Herrmann neben Zeichnungen und Malereien auch Apparaturen her, die von alleine oder mit Hilfe von Naturereignissen bzw. Elementen – zum Beispiel Wind oder Sonnenlicht – Kunstwerke erschaffen. Das Prinzip Zufall und ein spielerischer Ansatz kommen dadurch in ihren Werken zum Tragen. Die Landschaft, so sagt sie, diene ihr dabei immer als Ausgangspunkt für die letztlich abstrakten Ergebnisse.
Die Jury wertete Johanna Herrmanns Kunstwerke als spannungsvolle und experimentelle Arbeiten am Schnittpunkt von Natur, Mensch und Kunst. Die Natur als Erzeugerin/als Produzentin von Kunst stellt einen charmanten Bezug zu Caspar David Friedrich dar. Während des experimentellen Vorgangs wird die Leinwand zur Bühne – ein weiterer Brückenschlag zu Friedrich, dessen Gemälde häufig eine bühnenartige Komposition aufweisen. Die so entstandenen “Windmalereien” Herrmanns haben eine andere Bildsprache als die des romantischen Landschaftsmalers, man kann sagen, sie stellen einen poetischen Kontrast dazu dar. Gleichzeitig sind sie ihm jedoch geistig nahe und überzeugen darüber hinaus ästhetisch.
Porträt: Johanna Herrmann. Foto: Johanna Herrmann 2021
Veronika Pfaffinger
Studentin der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2021
Bereits zum 20. Mal vergab die Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft e.V. in diesem Jahr den CDF-Preis. Veronika Pfaffinger setzte sich bei der diesjährigen Online-Jurysitzung gegen insgesamt 31 weitere Bewerbungen aus Greifswald, Dresden und Kopenhagen durch.
Beworben hatte sich die Künstlerin mit einer performative Konzeptarbeit, die im öffentlichen Raum Dresdens durchgeführt und auf Video und Fotografie dokumentiert wurde. Dabei wird wiederholt eine kreisförmige Rasenfläche gegossen, welche anschließend ergrünt. Wird dieser Prozess ausgesetzt, verschwindet der grüne Kreis.
Das Verschwinden – Werden und Vergehen sind immanenter Teil von Veronika Pfaffingers Arbeiten. Die Kunstwerke spielen mit der Frage nach der Vergänglichkeit alles Organischen. Sie werfen Fragen danach auf, wie wir mit unserer direkten Umwelt umgehen. Verwendet werden dabei auch unkonventionelle Materialien wie Erdsäulen, aber auch Gurken und Karotten, die in dünne Scheiben geschnitten, zu temporären Plastiken umgewandelt werden.
Die Jury wertete Veronika Pfaffingers Wettbewerbsbeitrag als "handwerklich perfekte und ästhetisch ansprechende Arbeiten, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch durch ihren Witz und die zum Teil ungewöhnlichen Materialien überraschen". Ihre Arbeitsweise, Naturmaterialien als Bausteine für ganz neuartige Landschaften zu gebrauchen, steht somit ganz in der Tradition von Caspar David Friedrich.
Ulrich Fischer
Student des Caspar-David-Friedrich-Instituts Greifswald
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2020
Ulrich Fischer hat sich mit einer Serie von Malereien, so genannte Patina paintings („Bachbilder“), einer Serie von Frottagen und Drucken („Ecrits“) und der Installation „Gehäuse“ beworben. Seine Arbeiten entstehen im direkten Umgang mit der Natur, wobei er sowohl mit dem Zufall spielt als auch streng konzeptionell arbeitet - das Prinzip des Zufälligen ist im Konzept enthalten. Künstlerische Strategien wie Sammeln, Anhäufen, Ordnen und Archivieren bestimmen seine Herangehensweise. Dabei interessieren ihn besonders Aspekte der Prozessualität. Seine künstlerische Forschung gestaltet sich als Dialog zwischen Kunst, Wissenschaft und Natur, wobei die Natur uns greifbar und sinnlich erfahrbar gemacht wird.
Die Jury wertete die Arbeiten als äußerst intensive und hoch sensible künstlerische Auseinandersetzungen mit Themen der Natur und Kunst.
Gehäuse, Installatio (Detail), 2019, Foto: © L. Eikermann
Gehäuse, Installation, Aufbausituation Kunstverein artcube, 2019, Foto: © L. Eikermann
Vita
1970 in Pritzwalk geboren, absolvierte er zunächst ein Studium der Biologie, Landschaftsökologie und Geographie an der Universität Greifswald. Nach der Promotion zum Thema Kulturgeschichte der Niedermoore sammelte er Berufspraxis als freier Landschaftsökologe, Biotopkartierer und Ornithologe in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Parallel erfolgten autodidaktische Kunststudien in Berlin und am 2014 bis 2020 schließlich ein Studium der Bildenden Kunst und Kunstgeschichte (B.A.) an der Universität Greifswald.
Mirjam Kroker
Studentin an der HfBK Dresden
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2019
Die Künstlerin beschäftigt sich speziell mit existentiellen Situationen und sucht zuweilen die Einsamkeit und das Alleinsein. Sie fragt nach der Bedeutung der Dinge und bringt sie in einen gegenwärtigen Zusammenhang, z.B. Himmel und Wolken in Verbindung zur Cloud als digitaler Speicherplatz.
Ihre Arbeiten bewegen sich in einem großen Spannungsraum und in einem anhaltenden Prozess der Recherche. Reisen dienen als eine Art Ausgangspunkt der Arbeit. Trotz existentieller Fragestellungen ist sie in ihrer Arbeit auch spielerisch und humorvoll, manchmal mit einem Hang zum Absurden.
Die Jury wertete Mirjam Krokers Wettbewerbsbeitrag als sehr eigenwillige künstlerische Auseinandersetzung mit Themen der Umwelt und der Kunst. Mit ihren Arbeiten bringt sie die romantische Tradition der Landschaft in die Gegenwart und verbindet diese mit den Konflikten der heutigen Zeit.
Five Figures Of Thoughts, Installation (Detail), 2018
Fliegen in Eis, Video (Abb. Screenshot), 2018
CV
(planetary citizen)
Anne-Mai Sønderborg Keldsen
Studentin an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2018
Mit fotografischen Serien, teils in Form von Installationen oder in Buchform mit sehr persönlichen Texten, entwickelt Anne-Mai Sønderborg Keldsen aus der Erinnerung poetische und atmosphärische Landschaftspanoramen, die eine magische Stimmung erzeugen. Mit gegensätzlichen Bildmotiven, deren eine zentrale Affinität zu Caspar David Friedrichs Landschaften inne wohnt, überzeugt sie die Jury: Präzise und überscharfe Landschaftsausschnitte wechseln mit verschwommenen, nebelhaften Motiven, und farbstarke, fast abstrakt wirkende Landschaftsformationen, in denen der Eigenwert der Farbe hervorsticht, kontrastieren mit schwarzweißen Bildkonstruktionen in körniger Optik, die eine bedrückende Ausweglosigkeit aufscheinen lassen.
Branches (2017)
Anne-Mai Sønderborg Keldsen
Analouge photography
Pool (2017)
Anne-Mai Sønderborg Keldsen
Analogue photography
CV
2012 – 2014
Fatamorgana, The Danish School of Art Photography
2014 – 2020
The Royal Danish Academy of Fine Arts, Schools of Visual Arts
Marten Schech
Student der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2017
Mit seinen architektonischen Skulpturen, aus z. T. historischen Material und in alter Bautraditionen, überzeugte Marten Schech die Jury. In seinen Werken begegnen sich beide Kunstgattungen, ihre Funktionen und Verhältnismäßigkeiten werden hinterfragt. Schechs Objekte, verstanden als komprimierte Konstruktionen, zeugen von einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart auf der Ebene einer räumlichen Realität. Begehbare Skulpturen wie der Pavillon, aus dem ein Baum zu wachsen scheint, lassen - wie ein Idyll - Gedankenräume zu.
Marten Schech, Chamechorie (Wehrtheim) und Chamaechorie (Meißen), 2015,
Altholz, Holzwerkstoffe, Streckmetall, Haftputzgips, Lack, Farbe, 140 x 100 x 85 cm und 200 x 130 x 120 cm
Foto: Marten Schech,© Marten Schech
Pavillon, 2014
Baum, Garten, Holz, Glas, Ziegelsteine, Zementfliesen, Bitumenpappe, Lack, Streichkalk, 400 x 300 x 500 cm
Foto: Marten Schech,© Marten Schech
Biografie
1983
geboren in Halle (Saale)
2008 – 2015
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Wilhelm Mundt
2011 – 2012
Studium an der University of Leeds (GB) lebt und arbeitet in Dresden
Mehrere Einzelausstellungen und Teilnahme an Gruppenausstellungen
Oliver Petschauer
Student des Caspar-David-Friedrich-Instituts Greifswald
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2016
Jury:
Oliver Petschauer konnte die Jury mit seinen Fotografien und Fotoobjekten überzeugen. In einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem modernen Verständnis von urbaner Natur und deren Darstellungen zeigt er eine veränderte Sicht, in welcher sich das Bekannte als unbekannt entpuppt und eine Entfremdung des Menschen von der Natur beleuchtet wird. In seinen Arbeiten hinterfragt er ironisch die moderne, überwiegend vom Stadtleben und von Wissenschaft geprägte Interpretation der romantischen Idee der Rückkehr zu Natur.
o. T. (Hiddensee), 2015, aus der Serie: Statt, Land, Fluss
o. T. (Leipzig), 2014, aus der Serie: perspicere
o. T. (Leipzig), 2014, aus der Serie: perspicere
Vita folgt ...
Lukas Janitsch
Gaststudent der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2015
Jury:
Die Auseinandersetzung zwischen der Beziehung von Mensch und Natur im „Raum“ des Idylls und der Vergänglichkeit überzeugte schließlich einstimmig die Jury und machte Lukas Janitsch zum diesjährigen Preisträger. Der Dresdner Gaststudent aus Österreich thematisiert dabei Strategien der Naturdarstellung: Einerseits die empfundene, urban passend gemachte Natur, und anderseits ihre Ästhetik mittels verachteter und übersehener Organismen wie Schimmel und Moose.
Gerahmt durch duftende Guckkästen mit Sound, Fotografien und Malereien werden Vogelfedern, Würmer und Falter neben Skulpturen aus Naturstein und algengefüllten PET-Flaschen konzeptionell zu Hauptdarstellern.
„... Synanthrop nähert sich dem Thema Natur und Mensch nicht über klischeehafte Vorstellungen von Unberührtheit oder sogenannter ökologischer Nachhaltigkeit, die von Werbe- und Tourismus- industrie beschworen werden. Vielmehr geht es Lukas Janitsch darum, die Instanzen und Kanäle der Vermittlung in den Blick zu nehmen und zu zeigen, wie das Verhältnis von Natur und Kultur weniger durch klare Gegensätze, als durch eine dialektische Verflochtenheit gekennzeichnet ist.“
Johan Nane Simonsen
„Idyll“
Ausstellungsansicht Holz, Leuchtkasten, Sound, Duft, 24 x 33 x 33 cm, 2014
„Schimmel“
diverse Schimmel, Holz, Glas, 35 x 53 cm, 2014
„Stück Grün“
Fine Art Print auf Papier, 48,5 x 78 cm, 2014
geboren 1989 im Burgenland, Österreich
seit 2008 Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Johanna Kandl, Hans Schabus, Thomas Zipp und Henning Bohl
mehrere Ausstellungen und Auszeichnungen
Daniel Hoffmann
Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2014
Die Arbeiten Hoffmanns wirkten durch ihre Stimmung und ihre Vielfalt. Dabei überzeugen die starken Effekte der Fotografien ebenso wie die subtilen Papierarbeiten, die wechselweise mit Stift, Farbe und Klebestreifen bearbeitet, mal als Zeichnung und Aquarell oder als Objekt fungieren und in ihrer reduzierten Manier eine sehr eindringliche Wirkung entfalten. Die Dichte von formalen Gestaltungsmöglichkeiten verknüpft sich mit Reduktion und gedanklicher Stringenz - Wesensmerkmale, die wir auch in Friedrichs Kunst finden.
„Wie sich Wasser einen Weg durch die Landschaft kratzt und reißt“ - so beschreibt Daniel Hoffmann den Entstehungsprozess der reliefartigen Strukturen seiner objekthaften Zeichnungen. Sie lassen sich als Landschaften lesen mit ihren „Aderrinnsalen von Gebirgsketten, Ausspülungen, Verwitterung und seismographischer Verwerfung“.
„130427Z1“, Aquarell, Stift auf Papier, 149 x 100 cm, 2013
„130523“, Photographie
Abdeckung, Schichtung, Überlagerung und Faltung und das Ineinandergreifen verschiedener Prozesse und Materialien der Zeichnung sind die künstlerischen Mittel, die Hoffmann dabei einsetzt.
„130902“, Aquarell, Bleistift, 21 x 14,8 cm, 2013
„131002“, Aquarell, Bleistift, 32 x 24 cm, 2013
Clemens Tremmel
Student an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2013
Mit seinen 2011 und 2012 entstandenen Malereien, meist Öl auf Holz, sucht Clemens Tremmel das Erlebnis Landschaft als eine ursprüngliche Sehnsucht des Menschen bewusst zu machen. Eine Affinität zu Caspar David Friedrichs Landschaften offenbart sich dem Betrachter unmittelbar, einige Bildtitel wie „Trinitatisfriedhof“ oder „Über dem Nebelmeer“ verweisen darüber hinaus direkt auf Friedrich. Jedoch unterläuft Clemens Tremmel die Erwartungen des Betrachters durch nachträgliche Eingriffe in seine sehr subtil gemalten Landschaftsprospekte. Übermalungen, das Herausschneiden von Bildteilen oder das Montieren von Holz- und Stahlelementen auf seine Gemälde irritieren und provozieren. Tremmels Bildkritik nimmt hier explizit Bezug auf Friedrichs Bildkonzept, wendet sich aber an einen heutigen Betrachter, der Einiges an Provokationen gewohnt ist.
Die Arbeiten, die der Jury vorgelegt wurden, zeigen eine sehr eigenständige, mutige und risikofreudige Auseinandersetzung mit dem Thema Landschaft und reflektieren in herausragender Weise aktuelle Fragestellungen zum Verhältnis von Mensch, Natur und Kunst.
„Im Gebirge“, 2012, Öl und Lack auf Holz, 103 x 130 cm
„Trinitatisfriedhof“, 2012, Öl auf Holz, 103 x 170 cm
Magnus Sönning
Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2011
Sönnings eingereichte Arbeiten zum Caspar-David-Friedrich-Preis beschäftigen sich mit dem Wechselspiel von Innen- und Außenraum, einem Grundthema der Romantik. Besonders die Gruppe der Durchzüge beeindruckte die Jury durch die Klarheit der Konstruktion und die lichte Transparenz der durchscheinenden Folie, die Veränderungen von Naturphänomenen wieStimmungsbilder in den Ausstellungsraum überträgt. Auch das Angebot, an Caspar David Friedrichs Geburtsstätte in Greifswald eine temporäre ortsspezifische Installation zu verwirklichen, überzeugte die Jury.
Magnus Sönning, geb. 1981, ist Meisterschüler an der HfbK Dresden bei Prof. Monika Brandmeier. Er studierte von 2004 bis 2010 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und verteidigte sein Diplom bei Prof. Francis Zeischegg, Prof. Christine Triebsch und Prof. Dr. Nike Bätzner.
Bleiverglasung, 2012, Kapaplatten, Lack, Farbfolien von Verpackungen, Holzlatten
Durchzug, 2012, Holzlatten, Folie
„In der Werkreihe Durchzüge visualisiere ich den natürlichen Vorgang, bei dem die Luft von draußen in den Innenraum strömt, und diesen – meist durch ein gegenüberliegendes Fenster – wieder verlässt.
Der Außenraum, in Form von Wind und Wetter, dringt in den Innenraum ein. Er verbindet sich jedoch nicht mit diesem, sondern wird hindurch und wieder nach draußen geleitet. Ein Teil des Innenraums wird zum Außenraum. Die Grenze zwischen Innen und Außen besteht nach wie vor, sie wurde aber in den Raum hinein verlagert.
Die Größe und die Proportionen der Kanalkonstruktion ergeben sich aus der Architektur des Raumes.“
Denise Winter
Meisterschülerin der Hochschule für Bildende Künste Dresden
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2010
Aus der Serie „Landshape“, Farbfotografie mit der Lochkamera, jeweils ca. 21 x 8 cm, 2010
Aus der Serie „Hidden Landscape“, C-Print, 2010
Denise Winter überzeugte die Jury mit stillen fotografischen Arbeiten von gedanklicher Tiefe, großer Geschlossenheit und farblicher Intensität. Für ihre Landschaftsserien nutzte Winter unter Verwendung unterschiedlicher fotografischer Verfahren das blaue Licht im Norden Norwegens zur Zeit der Polarnacht.
Es sind stark durchkomponierte Landschaften, die sie uns in „Hidden Landscape“ zeigt, ausgehend von der Frage, inwiefern sich der Mensch mit seiner modernen Architektur in die Natur einfügen kann. Die Fotos zeugen von einem reflektierten Umgang mit dem Konzept Landschaft und thematisieren die Entfremdung des Menschen von der Natur.
Mit einer selbst gebauten Camera Obscura, hergestellt aus einfachem Pappkarton und Keksdosen, nahm Winter die Bilder der Serie „Landshape“ auf. In einem romantisch anmutenden Prozess der Entschleunigung greift sie hier auf ein zeitaufwendiges Verfahren zurück, das sie bewusst als Kontrast zur schnellen digitalen Fotografie einsetzt. Die Bildresultate sind von skizzenhaft analytisch-wissenschaftlichem Charakter und erinnern in ihrer Farbwirkung an Gemälde von William Turner und Caspar David Friedrich.
Martha Damus
Studentin des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Universität Greifswald
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2009
Still/Videoanimation „Rennfahrerfrühstück“, (Fotografie), 2008/09
Still/Videoanimation „Un-Gemach“, (Kohle und Kreide), 2009
„Martha Damus, in Brandenburg geboren, studiert seit 2006 Bildende Kunst und Kommunikationswissenschaft in Greifswald, Friedrichs Geburtsort. Schon von dieser Seite stellt sich ein Bezug zu Friedrich her, aber nicht nur dieser allein.
Ihre Verbindung zu Friedrich sieht sie selbst in Bezug zu Themen, die sich mit der Tragödie des menschlichen Daseins beschäftigen. Die fortschreitende Individualisierung und Ästhetisierung unserer Lebensumwelt und die Entfremdung des Menschen von der Natur hat ihre Wurzeln in der Romantik. Daran knüpft M. Damus mit ihrer Videoanimation „Rennfahrerfrühstück“ an, wo Fragen nach dem Sinn des Lebens zur Entdeckung des Absurden führen. Es sind die kleinen alltäglichen Dramen, die sie aufs Korn nimmt.
Martha Damus arbeitet mit den Medien Zeichnung, Fotografie, Video und Ton und verknüpft sie in ihren Videoanimationen zu Kurzfilmen, die sie auch als Rauminstallationen präsentiert.
Die Animationen, poetisch, witzig und reflektiert zugleich, sind von einer starken Spannung der medialen Elemente geprägt. Sie sind technisch brillant gemacht, ohne dass sich das technisch Perfekte in den Vordergrund drängt. Die Gestaltung überzeugt in ihrer Präzision und Souveränität.“ /aus dem Infotext der Jury
Eva Louise Buus
Studentin der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2008
„Ein roter Skifahrer“, Acryl auf MDF, 80 x 50 cm, 2008
„Der Sprung“, Acryl auf MDF, 2008
„Berge im Gegenlicht“, Acryl auf MDF, 225 x 150 cm, 2008
„Eva Louise Buus hat sich mit Malerei beworben. Die Titel ihrer Arbeiten - Berge im Gegenlicht; Die Wanderer; Der Mann und das Meer oder die unendliche See; Der Sprung; Ein roter Skifahrer - weisen motivisch auf die Tradition der Romantik. Die Bildmotive werden aber malerisch neu formuliert und mit aktuellen Fragestellungen konfrontiert. Zentrales Thema ihrer Acrylmalereien, die auf MDF- Platten entstehen und teilweise wie Objekte ausgestellt werden, ist das Licht. Das gleißende Gegenlicht scheint die Gegenstände in flache, scherenschnitthafte Formen zu verwandeln. In den Wasserspringern entdecken wir die in Friedrichs Schaffen bekannte Rückenfigur, nun aber in anderer Funktion. Nicht mehr kontemplativ, sondern als Figur, die zum Sprung ansetzt, aber wohin? Ins weiße Nichts, ins Blaue?
Ihre malerische Auseinandersetzung mit Licht, Farbe, Raum und Fläche wird sehr eigenständig und originell geführt. Sublim gestaffelte Farbräume und ein raffinierter Bildaufbau entfalten eine große Wirkmacht. Die Referenzen auf ikonographische Traditionen der Romantik erschließen aber nicht den Gehalt dieser stillen, intensiven Malereien allein, anderes könnte noch benannt werden. Es bleibt aber auch ein Rest, der sich jeder Beschreibung und Benennung entzieht.“ /Dagmar Lißke
Christin Wilcken
Studentin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2007
„Meer 1“, Radierung, 19,0 x 14,8 cm, 2007
„Verankern“, Zeichnung, Graphit und Kohle auf getöntem Papier auf Holz, 56,0 x 50,0 x 6,4 cm
"Christin Wilcken entwickelt in ihren Grafiken eine sehr eigenständige künstlerische Sprache und subjektive Sicht. Die Arbeiten wecken formal und inhaltlich Assoziationen zu Bildfindungen Caspar David Friedrichs. Wilcken kommt mit wenigen Materialien, Helldunkel -Werten und Zeichenverfahren aus. Intuition und Konstruktion bestimmen ihre Arbeitsstrategie. Die Arbeiten sind äußerst konzentriert und intensiv. Motivisch an Landschaftsräume anknüpfend, pendelt die formale Umsetzung zwischen gegenständlich und ungegenständlich. Die Überschreitung der zeichnerischen Fläche zum Objekthaften bewirkt eine Instabilität der Gesamtstimmung, die unsere Seherfahrung und unsere Bilderwartung unterläuft. Die Bilder haben etwas Zwingendes und Geheimnisvolles mit einem Hauch von Melancholie. Der Betrachter kann sich der Suggestion dieser Bilder nicht entziehen"./Dagmar Lißke
„Grundlage meiner Arbeit sind der Prozess der Zeichnung und die Formwerdung. Formen erfahren Veränderungen, Erweiterungen und Verdichtungen. Ich verändere und untersuche die Form, die Linie, die Struktur, die Farbigkeit und Tonwerte, Hell und Dunkel, die Proportion und setze sie in Beziehung zueinander und zu dem Raum um sie herum.“
Vita
1982 in Güstrow geboren, wo sie ihr Abitur im Jahr 2000 absolvierte. 2001-2003 B.A.-Studium der Kommunikations-wissenschaft an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. 2002-2004 B.A.-Studium der Bildenden Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut. 2004 Abschluss als Bachelor of Arts in Kommunikationswissenschaft und Bildender Kunst. 2004-2007 Masterstudium der Bildenden Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald mit dem Schwerpunkt Zeichnung und Grafik, Abschluss als Master of Fine Arts.
19.02.-16.03.2007 Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt im Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop / Simrishamn (Schweden), gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern.
Seit 2007 Masterstudium Kommunikationswissenschaft ebenso in Greifswald.
Jan Kromke
Student an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2006
„Landschaft“, Öl auf Leinwand, 70 x 100 cm, 2006
„o.T.“, Öl auf Leinwand, 135 x 162 cm, 2005
„Ich beschäftige mich in meiner Arbeit mit den sich wandelnden und den konstanten Wahrnehmungsmustern in Bezug auf die Landschaftsschönheit. Die Landschaftsschönheit als Zusammenspiel aus angeborenem Schönheitssinn und aus durch Erziehung, Überlieferung und Erfahrung erworbenem.
Das Erinnern und Wiedererkennen erhöht den ästhetischen Reiz einer Landschaft. Als sich die europäische Landschaftsmalerei im 18. und 19. Jahrhundert emanzipierte und zur allgemein anerkannten Kunstgattung aufstieg, war sie es, die Sehnsüchte weckte und auf die Wahrnehmung von Landschaftsschönheit Einfluss nahm. Heute sind es die Massenmedien, die uns mit einer Flut von Bildern lenken. Es werden regelrechte ‚Modelandschaften‘ entwickelt und Wertmaßstäbe bezüglich der Schönheit gebildet. Landschaft ist längst zur Ware geworden, wird vermarktet und konsumiert.
In meiner Arbeit versuche ich mich dieser Manipulation und Ferne vom unmittelbaren Naturerlebnis entgegenzustellen, um wieder zu einer subjektiven, gefühlsbedingten Auffassung und Interpretation der Landschaft zu kommen. Hierbei bediene ich mich der angeborenen, ursprünglichen Kriterien in Bezug auf die Wahrnehmung von Landschaftsschönheit, wie etwa der Symmetrie, dem Goldenen Schnitt oder der Bedeutung von Überschaubarkeit einer Landschaft.
[...]
Meine Malereien sind konstruierte, aus meinem Innern gebaute Landschaften. Grundlage meiner Arbeit ist das direkte Naturerlebnis, in Form von ausgedehnten Wanderungen und Aufenthalten in ursprünglich anmutenden Naturlandschaften. [...] Basierend auf einem strengen geometrischen Gerüst, entstehen, durch die Setzung von Farben und die einsetzende Erinnerung, Bilder, die sich auf der Schwelle zwischen erlebter Landschaft und Abstraktion bewegen.“
Vita
1976 in Geesthacht geboren, 1996 Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht, 1997 Zivildienst, 1998 Beginn Studium zum Illustrations-Designer, 2001 Abschluss Illustrations-Design Studium an der Bildkunst Akademie Hamburg, 2001 neunmonatiger Auslandsaufenthalt Neuseeland, 2002 Beginn Studium Malerei/Grafik an der HfBK Dresden, 2004 Absolvierung des Grundstudiums, seit 2004 Fachklasse Prof. Ralf Kerbach.
David Buob
Student an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2005
„welcome to the weak world“, Videostill, 2005
„welcome to the weak world“, Videostill, 2005
„[Ich] hatte ich mich ganz bewusst für den Caspar-David-Friedrich-Preis beworben, da ich in meiner Arbeit ganz besonders auf das Verhältnis ‚Mensch, Natur und Kunst‘ zu sprechen komme und versuche dieses in einer sehr subjektiven Art, die aber auf eine objektive Ebene verweisst, in Bilder umzusetzen. Ich sehe in meinen Videos sehr wohl einen geistigen Bezug zu Caspar-David-Friedrich, auch wenn mein Medium ein ganz anderes ist, aber ich denke, dass wir nun im 21. Jahrhundert das Beharren auf ‚das Medium als Botschaft‘ hinter uns gelassen haben und uns im weiteren Kontext auf das Wesentliche, den Inhalt, die Bilder verlassen.“
Nach der Zusammenarbeit mit Stef Burghard, die sich vorwiegend auf eine Auseinandersetzung mit konzeptuellen Fragestellungen zur Kunst, der Kreativität, dem Kunstsystem konzentrierte, begann David Buob vor ca. 3 Jahren mit Videoarbeiten, die auf den ersten Blick sehr individuell und selbstreferenziell erscheinen, sich aber bei näherer Betrachtung als ein Spiel mit Stereotypen erweist und von Gefühlen, Beziehungen und Geschlechterrollen erzählen, die einen allgemeinen Zugang erlauben und den Betrachter in die Narration einbeziehen.
Welcome to the weak world ist David Buobs neueste Videoarbeit, in der er wieder einmal Regisseur, Kammeramann, Kostümgestalter, Maskenbildner und Schauspieler in einem darstellt. Es geht um Isolation, Einsamkeit und Individualität, Angst und Geschlechterklischees in den unterschiedlichsten Formen.
Vita
1972 im Schwarzwald geboren, 1992-1994 Studium der Architektur in Kassel, 1994-1997 Ausbildung zum Steinbildhauer in Kassel, seit 1998 Studiengang Bildhauerei an der Hochschule für Bildendne Kunst in Dresden, 2001-2002 Akademie der Bildenden Künste Wien, Diplom HfBK Dresden 2003, 2003-2005 Meisterschüler bei Professor Lutz Dammbeck HfBK Dresden.
Martin Mannig
Student an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden
Preisträger des Caspar-David-Friedrich-Preises 2004
„mouser on the top“, Fotografie, 2003, 21 x 28 cm
„twilightzone“, Mischtechnik auf Leinwand 2003, 220 x 180 cm
Auszüge aus der Laudatio (Mario Scarabis - Pommersches Landesmuseum Greifswald):
„Augenscheinlich sind Mannigs Interessen für die Problematik Figur und Raum, Bildaufbau und die Gestaltung eigenartig visionärer Landschaften. Teilweise in Serie geschaffen verwirren seine Postkartenmotive durch die scheinbar willkürliche Einfügung bestimmter Figuren.
[...]
Im Aufsaugen bildnerischer Ideen kennt der Künstler keine Grenzen. Grafitti, Comics, Pop-Art, Film, Musik, Werbung, Elemente der Volkskunst, der Andenkenindustrie – alles wird verarbeitet. Alles ist bildwürdig. Selbst vor kitschigen Übertreibungen wird nicht halt gemacht und - Vorsicht ! - meistens sind seine Bildfindungen überzeugend.
Natürlich kennt Mannig auch die gesicherten großen Meister der Kunstgeschichte, bei einigen seiner Porträts mag man an den Renaissancekünstler Pierro della Francesca denken, [...]. Direkte Vorbilder gibt es aber nicht.
[...]
„Coming from the TWILIGHTZONE“- hat Martin Mannig seine Ausstellung benannt.
Sie offenbart uns einen Spielwütigen, den nichts zu bremsen scheint, der sich durch nichts einengen lassen will.
Das Spiel wird zu seiner Realität. Plastikspielfiguren tauchen auf wie alte Bekannte, werden in Varianten durchprobiert, oder bevölkern, wie in den neueren größeren Arbeiten, nebeneinander die Leinwand. Wird das Ergebnis zu vorhersehbar, zu glatt, werden Figuren auch mal wieder gelöscht, will sagen; übermalt. In Umrissen sind sie dann doch noch zu erkennen und ergänzen als Geister das Geschehen auf der Leinwand, bilden einen geheimnisvollen Hintergrund. Unter Umständen verleiten sie uns zum Erfinden von eigenen Geschichten. [...]
Martin Mannig will uns da auch keine Lösungen anbieten. Das Geschichten ausdenken, die Nähe zu seinen Plastikfiguren Zwerg Zwanni, Mouse Klaus, Freaker + Spacer gehört zu seinem Konzept, scheinbar Unvollendetes, größte Einfachheit zu seinem Programm.
Doch sollten wir uns nicht täuschen, zahlreiche vor den Gemälden entstandene Skizzen, Zeichnungen und Aquarelle, - auch Fotos verdeutlichen die Arbeit die hinter den fertigen, so leicht daherkommenden Arbeiten steckt.“
Vita
1974 in Freiberg geboren, seit 1998 Studiengang Malerei / Grafik an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden, Diplom im Sommer 2004.
Elena Kozlova
Studentin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2003
„Zu Musterknaben“, 2003
Auszüge aus der Laudatio:
„ ... der Caspar-David-Friedrich-Preis 2003 geht an Elena Kozlova für ihre Rauminstallation mit dem Titel Zu Musterknaben.
Ein Zitat von C.D. Friedrich stellt Elena Kozlova ihrer Arbeit voran: „Keiner ist Maßstab für alle; jeder nur Maßstab für sich und für die mehr oder weniger ihm verwandten Gemüter. So ist der Mensch nicht als unbedingtes Vorbild gesetzt, sondern das Göttliche, Unendliche ist sein Ziel“... In ihrer Arbeitsbeschreibung heißt es: „Ich versuchte, den widersprüchlichen menschlichen Wünschen und Sehnsüchten nachzugehen, einzigartig und doch ähnlich, den anderen adäquat erscheinen zu wollen. Das Geheimnis der Natur, die Gegenüberstellung der äußeren und inneren Realität, das Subjektive und „Psychologisierende“ macht für mich meine Nähe zu Friedrichs Weltsicht aus. Ist der Mensch auf dem Gipfel zugleich der Mensch am Abgrund? „Keiner ist Maßstab für alle“ – bedeutet das die Einzigartigkeit jedes Einzelnen?“
Schon seit längerer Zeit beschäftigt sich E. Kozlova mit Phänomenen, die sich um das Problem von Original und Kopie ranken. In dem Thema ihrer Magisterarbeit – Zwillingspaare – Zum Verhältnis von Original und Kopie – stellt sie sich Fragen nach der Wahrnehmung und der Erfahrung von Differenzen im Gleichartigen und von Gleichartigem im Differenten, und geht Fragen nach den Möglichkeiten und Wirkungen technischer Reproduktion nach.
Für E. Kozlova ist Kunst eingebettet in einen sozialen Raum von historisch wandelbaren Konventionen und Erwartungshaltungen. Das heißt, Kunst entsteht in einem sozialen Umfeld aus Vorbedingungen, Normen, Wissensbeständen, Sachzwängen und Ansprüchen. Dieses Feld aus Konventionen ist nicht „naturgegeben“, sondern entsteht im sozialen Umgang. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert gehört das Überschreiten und Missachten von Konventionen, Standards und Erwartungshaltungen im Sinne von Originalität und Überraschung zum Verständnis von Kunst und zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal. Auch Friedrich widersetzte sich bekanntlich mit seiner Kunst vorgefassten Normen und Werthaltungen.
Besonders beeindruckt hat die Jury, wie E. Kozlova aktuelle Fragestellungen zum Verhältnis von Mensch, Natur und Kunst aufgreift. Ihre Fragestellungen sind geradezu verstörend aktuell wie zahlreiche Diskussionen über die Reproduktionsmedizin demonstrieren.
Die halbierten Köpfe der Musterknaben entstammen alle einer Ursprungsform. Vergleicht man sie aber, sind unterschiedliche Formnuancen neben unterschiedlichem Oberflächenglanz und variierender Oberflächenstruktur wahrzunehmen. In Gips geformt wurden sie in einem Parafin-Wachs-Gemisch gegossen und mit einem schwarzen Pigment gefärbt. Jedes Gesicht stellt somit ein Unikat dar, das sich in seinem Umfeld zu behaupten versucht...“/ Dagmar Lißke
Vita
1973 in Tver, Russland, geboren, kam sie nach einem Germanistikstudium an der Tverer Universität 1996 nach Deutschland und begann ein Studium der Bildenden Kunst und Kunstpädagogik am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald.
Johanna Domke
Studentin an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2002
„Flowmotion 1“ und „Flowmotion 2“
Auszüge aus der Laudatio:
„ ... der Caspar-David-Friedrich-Preis 2002 wird an Johanna Domke für ihre Video-Installationen verliehen. J.Domke arbeitet in ihren Videos mit sehr reduzierten Handlungen. Trotz bewegter Bilder hat man den Eindruck von bewegtem Stillstand. Im Video Field geht eine Frau, die Künstlerin selbst, über das Kornfeld und nicht durch das Feld - sie schwebt sozusagen. Der Bezug zu Friedrichs Gemälde "Wanderer über dem Nebelmeer" drängt sich geradezu auf. Dieses Schwebende im Bild erreicht die Künstlerin nicht durch nachträgliche digitale Bearbeitung, sondern durch die technischen Möglichkeiten der Kameraführung selbst.
In den Videos erleben wir eine Welt, wie sie auch sein könnte. Es ist eine Mischung aus Phantastischem und Wirklichem - hier mit Witz und Ironie vorgetragen. Johanna Domkes Arbeiten sind vieldeutig, geheimnisvoll, unkonventionell und etwas schräg ...“ /Dagmar Lißke
Vita
1978 in Kiel geboren, studiert sie ab 1998 Freie Kunst an der Muthesius-Hochschule in Kiel und ist seit 2001 Studentin an der Königlichen Kunstakademie in Kopenhagen.
Kathrin Becker
Studentin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald
Preisträgerin des Caspar-David-Friedrich-Preises 2001
... am Meer, Bornholm, 1998
Auszüge aus der Laudatio:
„... der Caspar-David-Friedrich-Preis 2001 geht an Kathrin Becker für ihre fotografischen Arbeiten zum Thema Meer.
Thematisch zeigt Kathrin Becker ein weites und variables Spektrum von Motiven. Es sind keine idyllischen Motive vom Meer und wir finden auch in ihnen keine falsch verstandene Romantik. Unübersehbar begegnen uns die Zeugnisse der modernen Zivilisation in Form von Betonwänden, Treppen in Eisenstahlkonstruktionen, Müllcontainer und modernen Spielgeräten. Die Fotografien wirken wie Sinnbilder unserer Zeit.
K. Becker hat einen außergewöhnlichen Blick für besondere Momente und ein Gespür für atmosphärische Stimmungen. Die Fotos strahlen Ruhe und Gelassenheit aus und gleichzeitig verspürt man eine große Spannung. Nichts wirkt gestellt, unecht oder inszeniert. Wohltuende Leere verknüpft sich mit gedanklicher Stringenz.
All das sind Wesensmerkmale, die wir auch in Friedrichs Kunst wiederfinden. Der geistige Bezug zum Werk Friedrichs ist unübersehbar.
Kathrin Becker wählt ein modernes Medium, reflektiert und äußerst sensibel geht sie mit ihm um. Die Dichte von Darstellungsmotiven verknüpft sie mit einer Dichte von formalen Gestaltungsmöglichkeiten in technisch brillanter Gestalt ...“/ Dagmar Lißke
Vita
1975 in Rostock geboren, studiert sie seit 1995 am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald Bildende Kunst.
1996 setzt ihre fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema Meer ein.